KO-Pille und sexuelle Gewalt – Wirkung und Konsequenzen

ein Mädchen weint

Das Ausmaß von Sexualdelikten mit sog. „KO-Tropfen“ bleibt unbekannt. Die Inhaltsstoffe dieser Drogen werden im Körper schnell abgebaut, so dass jede Stunde Verzögerung bei der Anzeige eines Übergriffs die Chance auf Erfassung der Täter verringert. Das Risiko, dass keine Beweise für die Straftat vorliegen, das Schamgefühl und die Opferbeschuldigung führen dazu, dass die Täter sich nicht nur sicher fühlen, sondern oft auch ungestraft bleiben.  

Sexuelle Übergriffe nach Verabreichung einer KO-Pille

Sexuelle Gewalt ist ein weit gefasster Begriff. Er umfasst nicht nur Vergewaltigung oder Belästigung am Arbeitsplatz, sondern auch unerwünschte Bemerkungen und unerwünschte Berührungen. Bei einem sexuellen Missbrauch durch verschiedene Party-Drogen kommt hinzu, dass dem Opfer die Fähigkeit,sich wiederzusetzen genommen wird.

Im Vergleich zu anderen Ländern ist das Ausmaß der sexuellen Übergriffe in Deutschland groß. Aus den Eurostat-Daten der letzten Jahre geht hervor, dass Deutschland neben solchen Staaten wie England, Wales, Frankreich und Schweden an der Spitze Europas ist, wo die meisten Sexualdelikte mithilfe von “Party-Drogen” begangen werden.

In diesem Zusammenhang ist anzumerken,dass bei “KO-Pillen” bzw. -Tropfen die Anzahl der angezeigten Fälle und der tatsächlich begangenen Delikte weit auseinanderklaffen. Zum einen verschwinden Betäubungsmittel aufgrund des Stoffwechsels schnell nach ca. 6 Stunden aus dem Blutkreislauf komplett und sind nicht mehr nachweisbar. Zum anderen verzichten die Opfer oft aufgrund mangelnder Sensibilisierung mancher Beamten auf das Problem komplett darauf, den Fall zu melden.

Wie funktioniert eine “KO-Pille”

ein Mädchen nimmt ein Drink

Wie schon am Anfang des Beitrages angedeutet kommen solche “Party-Drogen” nicht nur als Pille, sondern in Form von Tropfen bzw. eines Pulvers vor. Der Begriff ist sehr weit und umfasst viele psychoaktive Stoffe, welche eine Person in einen willenlosen Zustand versetzen, woraufhin das Opfer dem Täter hilflos ausgeliefert ist. Die Stoffe wirken schnell, sind geruchlos, geschmacksneutral und nach ein paar Stunden nicht mehr in dem Körper nachweisbar. Zwar sind diese meist mit Sexualtäter in Verbindung gebracht, werden aber auch gerne von Dieben und verschiedenen Gewalttäter in Anspruch genommen. 

Arten von “KO-Drogen”

Die als Vergewaltigungsdrogen bekannten Substanzen (eng. Rape Drugs”) kommen nicht nur als “klassische” Drogen vor, sondern auch in vielen medizinischen Betäubungs- und Schlafmitteln vor. Manche sind sogar von jedem Otto-Normalverbraucher um die Ecke in der Apotheke ohne Rezept zu kaufen. Solche Wirkstoffe können im Nu unauffällig in ein Glas mit Alkoholgetränk verabreicht werden. Die Strategie ist bewährt, denn Alkohol wirkt als Beschleuniger für solche Substanzen und verstärkt sie.

Der meist bekannte Wirkstoff einer KO-Pille ist die 4-Hydroxybutansäure oder kurz GHB (umgangssprachlich „Liquid Ecstasy“) . Es kommt als eine geruchs- und geschmacksneutrale Flüssigkeit (seltner als Pulver) vor. Der Stoff versetzt die Opfer nicht nur in einen betäubten, willenlosen Zustand hinein, sondern sorgt auch für Erinnerungslücken und zwar sogar schon nach 20 Minuten ab dem Zeitpunkt der Einnahme. Die Substanz ist schon nach dem Ablauf von ca. dutzend Stunden nicht mehr im Körper nachweisbar. Ferner lässt sich der Wirkstoff mithilfe von handelsüblichen Drogenschnelltests nicht aufspüren.

Ein bekanntes Derivat von GHB ist der γ-Butyrolacton – kurz GBL – eine ölige Flüssigkeit verwendet oft als Politur zum Reinigen von Metalloberflächen. Die Substanz hat zwar einen bitteren Geschmack, welcher aber unwahrnehmbar in einem starken Alkoholgetränk bleibt. Nach der Einnahme verwandelt sie sich durch Stoffwechsel in die GHB und sorgt für den gleichen Filmriss.


Der andere Stoff – Rohypnol – kommt meist als eine Pille vor und wird in der Medizin als ein gängiges Schlafmittel oder Betäubungsmittel eingesetzt. Daher ist er auch als ein rezeptpflichtiges Medikament leicht zugänglich. Seine Wirkung zeigt er meistens nach dem Ablauf von bis zu 4 Stunden.

Eine andere Party-Droge im Verbrecher-Arsenal ist die Ketamin, die typischerweise von Ärzten eingesetzt wird, um die Patienten in die Narkose zu versetzen, um die Ausschaltung des Bewusstseins des Patienten bei einer OP zu bewirken. Die Substanz versetzt die betroffene Person in einen schlafähnlichen, willenlosen Zustand und kann auch Erinnerungsstörungen verursachen. Genauso wie GHB hat sich auch weder Geschmack noch Geruch.

Wirkung von KO-Pillen / -Tropfen

Jugendliche tanzen

Je nach Dosis machen die KO-Tropfen / Pillen die betroffenen Leute entweder benommen und zurechnungsunfähig oder verursachen einen kompletten Blackout und Gedächtnisverlust. Bei den Frauen steigern sie auch oft den sexuellen Reiz. Schon in weingen Minuten nach der Einnahme tritt der Verlust der Entscheidungsfähigkeit in Kraft, sodass die betroffene Person leicht manipulierbar ist.

Bei manchen KO-Pille treten die Symptome schon 30 Sekunden nach der Verabreichung ein und der darauffolgende komplette Filmriss kann bis zu mehreren Studen dauern. Je nac Zusammensetzung verursachen die:

  • Benommenheit, Schläfrigkeit und Desorientierung
  • Müdigkeit, Schwindel, Speichelfluss, Erbrechen
  • Krämpfe, Konvulsionen, Muskelentspannung, Seh- und Bewegungsschwierigkeiten
  • Stammeln
  • Gedächtnislücken

 

Aufspüren einer Ko-Pille in Getränken

Ab und zu wird man auf neuartige Aufspürmethoden für KO-Tropfen, mit denen diese Substanzen in einem Drink festgestellt werden können, hellhörig. Ein davon sei ein spezieller Nagellack “Undercover Colors”, welcher – genauso wie ihr Namen suggeriert – seine Farbe ändern solle, sobald er in Berührung mit der verbotenen Substanz kommt. Die Tatsache ist aber, dass seine Wirkung niemals durch Labortests bestätigt wurde und das Produkt niemals in die Ladenregale geschafft hat.

Bei einer anderen Gelegenheit griffen die Medien ein Projekt von Highschool-Schülern in Florida auf – einen Strohhalm, der mit Hilfe spezieller Filter Rohypnol, GHB und Ketamin aufspüren sollte. Auf das Vorhandensein des verbotenen Wirkstoffs soll,  wie im Falle des Nagellacks, durch einen Farbwechsel hingewiesen werden. Schließlich wurde daraus stattdessen ein Armband entwickelt. 

So ein Armband sieht dem äußeren Schein nach einem Festivalbändchen sehr ähnlich aus und Funktioniert etwa wie ein Schwangerschaftstest, indem man die verdächtige Flüssigkeit auf den Teststreifen tröpfelt und wartet darauf, ob sich der Streifen von Weiß auf blau verfärbt. Bisher kann das “Anti-Vergewaltigungs-Armband” allerdings nur auf das meist bekannte Wirkstoff GHB reagieren.

Kluges Mädchen passt auf sein Drink auf.

ein Mädchem sitzt verkrampft auf dem Bett

Die Opfer einer KO-Pille entscheiden sich nur  selten für eine Anzeige. Der Grund hierfür seien vor allem die quälende Empfindung und Scham sowie Angst, sozialer Exkludierung infolge des sog. “Victim Blaming” (eng. Täter-Opfer-Umkehr) ausgesetzt zu werden. Solches Narrativ wird leider Gottes nicht selten durch Beamten mit mangelnder Sensibilisierung unterstützt, sodass die meisten Fälle die Statistiken nicht schaffen und in Dunkelziffern bleiben.

Ein der meist umstrittenen Sprüche ist das gängige “”Kluges Mädchen passt auf sein Drinks auf”, der den Schuldumkehr unterstützt, indem man es der Frau unterstellt, sie habe sich “unangemessen” benommen und nicht genügend auf ihren Drink aufgepasst. Auf diese Weise wird die schlichte Tatsache verschwommen, dass die Schuld immer und gänzlich bei dem Vergewaltiger liegt.

Die Schuld

Eines sexuellen Missbrauchs ist immer der Täter schuldig und es soll immer im Mittelpunkt der Aufklärung in den Gesprächen mit den Jugendlichen zu dem Thema stehen. Wenn eine fremde oder bekannte Person in Ihr Drink unbemerkt ohne Ihre Einwilligung eine Droge eingeschüttet hat, begeht sie ein Verbrechen und so ist es auch mit einem sexuellen Verkehr, bei dem eine Person außerstande war, nein zu sagen.

Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen!

Wie ist die KO-Pille zusammengesetzt?

Die KO-Pille besteht aus einer oder mehreren psychoaktiven Wirkstoffen. Der Hauptbestandteil ist meist GHB, also 4-Hydroxybutansäure. Andere gängige Drogen, die von Sexualstraftätern verwendet werden, sind: GBL, Rohypnol, THC, CBD, Alprazolam (Xanax), Flunitrazepam

Wie wird die KO-Pille verabreicht?

In der Regel soll die KO-Pillen in einem Getränk aufgelöst werden – geübte Täter können die Pille mit dem Daumen einwerfen, auch wenn sie beobachtet werden. Es kommt aber auch vor, dass das Mittel in einen Strohhalm gegeben wird oder dass der Täter es direkt auf den Körper des Opfers aufträgt (durch Aufkleben eines getränkten Pflasters/Aufklebers oder eventuell durch Injektion mit einer Nadel (eng. „needle spiking“).

Wie schmeckt eine KO-Pille?

In der Tat ist die KO-Pille geruchlos und geschmacksneutral und selbst wenn sie leicht salzig ist, wird dies durch ein Alkoholgetränk überdeckt.

Woran kann man das Vorhandensein einer KO-Pille erkennen?

Von Zeit zu Zeit wird in den Medien über neue Erfindungen zur Erhöhung der Sicherheit von Frauen berichtet, z. B. über Nagellacke, die die KO-Pille erkennen. Ein letzter Schrei sind die Armbänder mit einem Reagenzstreifen, welcher sich nach dem Kontakt mit GHB-Wirkstoff verfärbt. Leider macht es die Vielzahl der Kombinationen in der Zusammensetzung des Medikaments unmöglich, ihre Wirksamkeit zu garantieren. Das zweite Problem ist, dass viele Opfer die Wirkung der Droge mit dem Rauschzustand nach einem Alkoholkonsum verwechseln.

Sabina
Ich bin absolvierte Germanistin mit der Leidenschaft zu technischen Neuigkeiten, die gerne ihre Gedanken auf das Papier bringt. In meiner Freizeit gebe ich mich meinen vielen Hobbys hin und zwar Tanzen, Reisen, Schwimmen und Fitness.
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